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Übersetzungsgerechtes schreiben Teil 3

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HÖRBUCH Übersetzungsgerechtes schreiben. Ausgangstexte in der technischen Übersetzung.



Übersetzungsgerechtes schreiben inkl. E-Book

In dieser Podcastfolge stellt Ihnen Herr Binder unser neues Buch zum Thema "Übersetzungsgerechtes schreiben vor. Unter anderem erfahren Sie in dieser Folge wie man Übersetzungsgerecht schreibt. Wie die Terminologie, Fremdwörter, Füllwörter, Firmenjargon oder Branchenjargon die Übersetzungsqualität beeinflussen.

Weitere Beispiele aus der Praxis: Informationsdichte überarbeiten

Bei technischen Texten zu Betriebsanleitungen stellt sich für Übersetzer häufig die Frage, ob es all die darin enthaltenen Information überhaupt braucht. Falls ja, dann muss der technische Redakteur bei der Erstellung dieser Dokumente dementsprechend handwerklich vorgehen. Wie es nicht geht, zeigt folgendes Beispiel, das vermutlich jedem technischen Übersetzer die Schweißperlen auf die Stirn treibt:

• „Die Verrohrung ist mit einer diffusionsdicht verklebten, geschlossenzellig flexiblen Rohrisolierung der Sauggasleitung versehen.“

Frustrierend ist hier für den Übersetzer geschlossenzellig flexibel. Ist das eine Aufzählung oder sind geschlossenzellig und flexibel Teil derselben Eigenschaft? Der Übersetzer könnte schlussfolgern, dass die Isolierung flexibel ist, weil sie geschlossenzellig ist. Die Nachfrage beim Ersteller des technischen Texts ergibt, dass geschlossenzellig eine eigenständige Eigenschaft des verwendeten Schaumstoffs ist. Der ist zwar auch flexibel, aber nicht weil er geschlossenzellig ist. Nach einer längeren Recherche kommt der technische Übersetzer also endlich auf den richtigen Trichter:

• „Die Verrohrung ist mit einer diffusionsdichten Isolierung versehen. Die flexible Isolierung besteht aus einem geschlossenzelligen Schaumstoff.“

Der technische Redakteur muss Sätze wie diesen in drei oder vier weitere Sätze zerlegen. Somit wird die Informationsdichte etwas aufgelockert. Die Alternative wäre, auf vermeintlich unnötige Informationen gleich ganz zu verzichten. Nur so lassen sich Bezugsfehler und daraus folgende Übersetzungsfehler vermeiden.

Unnötige Substantivierung in Ausgangstexten

Unnötige Substantivierungen blähen Texte auf und machen sie für den Leser wie auch den Übersetzer schwerer verständlich. Diese Art zu Schreiben wird auch als Nominalstil bezeichnet. So wird aus umarmen die Umarmung, aus einstellen die Einstellung usw. Im Deutschen können wir Sätze jedoch nur mit einem Verb bilden. Sätze, in denen beispielsweise aus einstellen die Einstellung wird, benötigen ein zusätzliches oder neues Verb:

• „Nehmen Sie die Einstellung vor.“ • „Die Einstellung erfolgt mit …“

Noch schlimmer wird es beim Passiv:

• „Die Einstellung wird mit … vorgenommen.“

Das ist absolut unnötig, stört den Lesefluss und bereitet auch dem Übersetzer Kopfschmerzen, sofern er nicht Übersetzungsfehler riskieren will. Die dafür verwendeten Verben wie durchführen, vornehmen, stattfinden, dienen, erfolgen und geschehen sind sogenannte Streckverben. Redakteure setzen diese im Regelfall nach einer unnötigen Substantivierung.

Streckverben machen den Satz unnötig länger, ohne Sinn hinzuzufügen. Aus praxisnahen Verben wie einstellen, werden abstrakte Hauptwörter wie Einstellung. Schlimmstenfalls kommt der technische Redakteur noch auf die Idee, das neu geschaffene Hauptwort mit einem anderem zusammenzusetzen. Eine Symbiose aus Druck und Einstellung wird zur Druckeinstellung. Nun optimieren wir das Ganze: Fertig ist die „Duckeinstellungsoptimierung“. Wohin das führt, können Sie sich vorstellen. Für diesen Begriff gibt es keine passende Übersetzung.

Zudem sind die hinzugefügten und bedeutungsarmen Verben durchführen, vornehmen, stattfinden, dienen, erfolgen und geschehen sehr abstrakt und haben Potential für Fehler in der Übersetzung. Wie soll der technische Übersetzer diese Satzkonstruktionen ins Englisch übersetzen? Vor allem, wenn es sich dabei um einen Muttersprachler handelt?

• Aus Deutsch: „Die Druckeinstellungsoptimierung geschieht in der Parametermaske“ • Wird Englisch: “Pressure parameter optimisation occurs in the parameter mask.”

Ein Redakteur sollte Substantivierungen bei technischen Texten nach Möglichkeit vermeiden. Falls das doch passiert, muss der Übersetzer das Ganze zurückbauen.

• „Sie stellen den Druck in der Parametermaske ein.“

Oder wenn es eine Handlungsanweisung sein sollte:

• „Stellen Sie den Druck in der Parametermaske ein.“

Eine systematische Überarbeitung vor dem Übersetzungsprozess ist möglich. Der technische Übersetzer sucht einfach die Streckverben in allen Konjugationen und markiert diese. Die Substantivierungen löst er dann wiederum in die entsprechenden Verben auf. Gleiches gilt für Begriffe wie Steuerung, Leitung, Isolierung usw. Doch hier muss der Übersetzer beachten, dass er aus diesen Begriffen Verben macht, wenn doch tatsächlich die Steuerung, Leitung oder Isolierung gemeint ist. Eine Umänderung ist immer dann sinnvoll, wenn Substantivierungen zusammen mit einem Streckverb vorkommen. Noch sinnvoller ist es jedoch, wenn der technische Redakteur bereits bei der Erstellung des Ausgangstexts unnötige Substantivierungen vermeidet.

Das Problem mit dem Passiv in technischen Texten

Im Grunde ist nur wenig am Passiv auszusetzen. Für technische Redakteure ist es gerade in beschreibenden Texten nützlich. Dennoch ist das unnötige Passiv in vielen Fällen ein Problem und Ursache für Übersetzungsfehler.

• „Die Druckeinstellung wird am Druckbegrenzungsventil vorgenommen.“

Wenn eine Aussage eigentlich eine Handlungsanweisung sein soll, z. B. der dritte Schritt von insgesamt fünf in einem Handlungsablauf, dann wäre das Passiv nicht nur unschön. Diese Formulierung ist hierfür schlicht die falsche grammatische Form.

Passiv deutet Zuschauen an. Wir benutzen es richtigerweise, sobald wir ein Geschehen beschreiben, an das wir uns nicht beteiligen:

• „Herbert wurde in den OP gefahren und dort wurde ihm der Arm amputiert.“

Das Passiv (oder Leideform, wie es tatsächlich in Deutsch heißt) eignet sich zum Beschreiben, was jemand oder etwas erleidet. Das Passiv zeigt kein handelndes Subjekt, sondern ein passives, das etwas über sich ergehen lässt. Deswegen ist es so ungeeignet für Handlungsanweisungen, vor allem in technischen Texten zu Maschinen oder Anlagen.

Im Alltag nutzen wir sehr oft Handlungsanweisungen. Laut der Sprechakttheorie sprechen, schreiben oder kommunizieren wir nicht nur einen bestimmten Inhalt, sondern auch unsere Absicht. Die Absicht wird durch den Tonfall und die Grammatik deutlich. Am Ende eines Fragesatzes hebt der Fragende z. B. die Stimme, damit der Gesprächspartner merkt, dass dieser etwas gefragt wird. Bei einer Aufforderung schicken wir meist ein Bitte und nennen den aufgeforderten vielleicht beim Namen. Dementsprechend passen wir auch die Grammatik an: Wir verwenden mit dem Imperativ die Befehlsform.

Das Passiv vermeiden – die Du-Form wagen

An eindeutigen Handlungsanweisungen gibt es nichts unhöfliches. Unhöflich dagegen ist es, wenn der Autor den Leser mit uneindeutigen Aussagen plagt. Deshalb schreibt ein guter technischer Redakteur ohne Bitte und in direkter Anrede mit Sie, dem Imperativ-Infinitiv oder, selbst heute für viele noch ungewohnt, in Du-Form.

• „Stellen Sie den Druck am Druckbegrenzungsventil ein.“ • „Den Druck am Druckbegrenzungsventil einstellen.“

• „Stell den Druck am Druckbegrenzungsventil ein.“

In Deutschland trauen sich viele noch nicht an diese dritte, sehr direkte Du-Form. Bei Verbraucherprodukten, die besonders für jüngere Leute gedacht sind, ist es schon lange die Zukunft.

Doch selbst in technischen Texten ist die Du-Form eine valide Option: Kein nagelndes Sie bei jedem Handlungsschritt. Das Verb steht so am Anfang des Satzes. Beim Imperativ-Infinitiv dagegen ist das Verb immer am Satzende und kann so zu Verständnisprobleme führen. Die Du-Form bietet weniger Raum für Spekulation und Übersetzungsfehler. Außerdem wird der Satz im Imperativ kürzer, weil er keine zusammengesetzte Zeitform mehr enthält.

Wann das Passiv angebracht ist

Auf das Passiv können technische Redakteure in beschreibenden Texten nicht vollständig verzichten. Das Passiv ermöglicht es ein Geschehen zu beschreiben, ohne die Handelnden zu nennen:

• „Erna wurde ermordet.“

Diese Aussage verschweigt den Täter. Vermutlich, weil niemand weiß, wer der Täter ist. Möglicherweise spielt es im Text auch gar keine Rolle, wer Erna ermordet hat. Es geht einfach nur darum, dass Erna gestorben ist. Das Passiv ist also geeignete Details wegzulassen, die unwichtig oder unnötig sind und ablenken würden. Gleiches übertragen wir auf unsere technische Texte:

• „Die Eingangssignale werden verarbeitet. Auf Basis des Ergebnisses werden dann die Ausgänge angesteuert.“

Wer diese Handlungen erledigt, ist dem Autor hier nicht wichtig. Deswegen lässt er diese Informationen einfach weg – die Anwendung des Passiv erweist sich hier als nützlich. Das ist eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit des Lesers zu steuern.

• „Die Signalverarbeitung wird vom Mikroprozesser vorgenommen.“

Das ist ein klassisches (Negativ-)Beispiel aus einem technischen Text. Schritt für Schritt kann ein ausgebildeter technischer Redakteur ihn übersetzungsgerecht umgestalten. Dabei fängt er mit der Substantivierung an:

• „Die Signale werden vom Mikroprozesser verarbeitet.“

In einem weiteren Schritt wird dieser Satz ins Aktiv umgeändert:

• „Der Mikroprozesser verarbeitet die Signale.“

Diese Aussage ist nun direkt und eindeutig. Ist die Absicht jedoch, die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Signale zu lenken und nicht auf den Mikroprozesser, ist eine weitere Modifizierung nötig. Zum Beispiel könnte über diesem Satz eine Einwortüberschrift stehen: „Signalverarbeitung“. Dann wird mit dem anschließenden Aktivsatz nicht der Mikroprozesser in die Hauptrolle gebracht.

Echte Schreibprofis verwenden das Passiv richtig und wissen, wann das Aktiv angebracht ist – zumindest meistens. Sie überlegen genau, was sie sagen wollen und warum. Dann wählen sie die geeigneten sprachlichen Mittel und verhindern damit so manchen Übersetzungsfehler.

Problematische Aufzählungen in der technischen Übersetzung

Problematische Aufzählungen beginnen mit einem unvollständigen Einleitungssatz, gefolgt von den Aufzählungspunkten und enden mit dem zweiten Teil des Einleitungssatzes. Das Problem dabei ist, dass die Aufzählung heute meist in mehre Absätze mit Spiegelstrichen oder Blickfangpunkten zerteilt wird. Das führt schließlich zu Problemen bei der Bearbeitung im Translation-Memory. Am verständlichsten wird dieses Problem mit einem Beispiel:

„Hugo kauft

• Eier • Mehl • und Zucker

für seine Oma ein.“

Der Einleitungssatz „Hugo kauft […] für seine Oma ein“ erstreckt sich über fünf Absätze hinweg. Das verursacht beim Übersetzen gleich zwei Probleme:

  1. In der Zielsprache ist das sprachlich vielleicht gar nicht möglich. Der Einleitungssatz und der Nachsatz müssen beide vor die Aufzählung rücken. Der Übersetzer muss also die Struktur verändern, was er eigentlich nicht soll, geschweige denn darf.

  2. In einem Translation-Memory-System kann der Übersetzer diese notwendige Umstrukturierung zwar ausführen, aber dadurch erzeugt er fehlerhaftes Referenzmaterial. Wenn er den Einleitungs- und Nachsatz zusammenfügt, enthält die zielsprachliche Einheit (ein sog. Segment) inhaltlich etwas anderes als das ausgangssprachliche. Gleichzeitig ist das zielsprachliche Segment des Nachsatzes sogar leer. In unserem Beispielsatz hat „für seine Oma“ korrekt übersetzt also „keine Zeichen“.

Warum das ein Problem darstellt, ist schnell erklärt. Die erstellten Übersetzungen werden mit Hilfe der Translation Memory zum Vorübersetzen neuer Texte verwendet. Dabei kann es dann zur Übernahme von solchen Zielsegmenten kommen, die in einem anderen Kontext nicht richtig sind.

Übersetzungsgerechte Aufzählungen in Ausgangstexten

Technische Redakteure dürfen keine Aufzählungen schreiben, die einen Nachsatz haben. Sie haben zwei Möglichkeiten, das in ihren Ausgangstexten umzusetzen:

  1. Jeder der Aufzählungspunkte ergibt zusammen mit dem Einleitungssatz einen vollständigen Satz (an dessen Ende man auch einen Punkt setzen könnte).

  2. Man schreibt ausschließlich vollständige Einleitungssätze und listet dann neutral die Aufzählungspunkte auf.

Für unser Beispiel lautet der Einleitungssatz dann: „Hugo kauft folgendes für seine Oma ein.“ Stilistisch mag das vielleicht etwas hölzern klingen, doch beim Fokus auf Mehrsprachigkeit und der Verwendung von Translation Memories hat das Vorteile. Wenn viele Auflistungspunkte auf einen unvollständigen Einleitungssatz folgen, wird es für den Leser unübersichtlich. Bis der beim Nachsatz ankommt, hat er den Einleitungssatz bereits vergessen. Technische Redakteure sollten Aufzählungen also prüfen, bevor man das dann übersetzungsgerechte Dokument zur Übersetzung freigibt.

Das Problem mit Satzklammern in technischen Texten

Satzklammern verursachen Probleme mit der Translation Memory und produzieren so Übersetzungsfehler. An einen unvollständigen Hauptsatz werden mehrere davon abhängige Nebensätze angehängt, bevor der Hauptsatz weitergeht. Die Satzklammer besteht häufig aus:

• Vorsilbe und Stamm eines Verbs, z. B. ab und hängen = abhängen. • Dem Hilfs- und Vollverb einer zusammengesetzten Zeit, z. B. dem Perfekt aus „hat“ und dem Partizip „gehabt“. • Dem Modal- und dem Vollverb einer Modalkonstruktion, z. B. aus „kann“ und „einschalten“.

Zwischen diese Satzteile können wir in Deutsch ein ganzes Universum setzen. Manche Autoren eifern dabei Schriftstellern wie Thomas Mann nach, der genau das tat:

• „Die Hubkraft des Kranes hängt von der maximal zulässigen Hublast des Hubwerkes, der Anzahl der möglichen Hubseileinscherungen und der Haltekraft der Seilzugbremse ab.“

Das Verb abhängen wird auseinander gerissen und umklammert die Aufzählung. Die bessere Alternative wäre, einen vollständigen Einleitungssatz zu schreiben und die Aufzählung nachzustellen. Zum Beispiel so: „Die Hubkraft des Kranes hängt von folgenden Faktoren ab:“ – und erst dann folgt die Aufzählung.

Die Auswirkung von Satzklammern auf Translation-Memory-Systeme

Ein technischer Übersetzer löst Satzklammern auf, indem der Eingriff deutlich über eine bloße Veränderung von Sätzen hinausgeht. Wenn der Text mit einem Translation-Memory-System bearbeitet wird, wird es spätestens jetzt unpraktisch. Warum, zeigt die Überarbeitung des folgenden Satzes. Es ist ein typisches Beispiel für eine Satzklammer mit einem Modal im Passiv (und gleichzeitig einer zusammengesetzten Zeit):

• „Hier können dann, je nach Funktionsaufbau und entsprechend vorhandener Menütiefe, weitere Untermenüpunkte aktiviert werden oder gleich direkt Daten eingegeben werden.“

Ein Redakteur kann das mit mehreren Sätzen auflösen. Die Bedingung in der Satzklammer wird in einem eigenen Satz nach- oder vorangestellt:

• „Hier können dann weitere Untermenüpunkte aktiviert oder sofort Daten eingegeben werden. Dies hängt ab vom Aufbau der Funktion und der jeweiligen Schachtelung des Menüs.“

Das ist für die Arbeit mit Translation Memory Systemen allerdings unzulässig. Denn es entstehen Unterschiede im Inhalt von Ausgangs- und Zielsegment. Diese führen letztendlich zu Übersetzungsfehlern, welche sich mit der Zeit sogar immer mehr anhäufen würden. Die Übersetzer sind also teilweise auf die technische Redakteure angewiesen. Diese müssen ihre Ausgangstexte übersetzungsgerecht überarbeiten, bevor sie diese an den zuständigen Übersetzer übermitteln.

Textstruktur und Textaufbau für technische Übersetzungen

Nimmt der Übersetzer grundlegende Eingriffe in die Textstruktur vor, dann sprechen wir von einer sinngemäßen Übertragung. Dabei kann der Übersetzer Sätze aufteilen oder zusammenfügen und sogar die Reihenfolge von Informationen ändern. Bei einer Übertragung in eine Zielsprache ist der Einsatz von Translation-Memories dann allerdings nur wenig sinnvoll oder so gar nicht möglich. Ganze Absätze müssten als Segmente betrachtet werden.

Ein mangelhafter Textaufbau, der große Schwierigkeiten in der Übersetzung nach sich zieht, resultieren aus:

  1. Zu viele Details auf einmal, d. h. die Aussage wird zu komplex.
  2. Unchronologische Beschreibung. Die Reihenfolgen im Text gibt nicht die Reihenfolge der tatsächlichen Handlungen wieder.
  3. Mangelnder Logik, bei der die Reihenfolge der Gedanken didaktisch nicht optimal ist.

Folgendes Beispiel stammt aus der Serviceanleitung für ein Beatmungsgerät.

• „Um die Temperatur und die O2-Konzentration im Elektronikteil der Pneumatik im Fehlerfall zu begrenzen, befindet sich an der Frontplatte des Gerätes ein Lüfter, der von der Elektronik überwacht wird.“

Es handelt sich um einen beschreibenden Text und keine Handlungsanweisung. In dem Satz sind allerdings verschiedene Aspekte ineinander verwoben, die besser nacheinander dargestellt werden.

Der Autor beginnt mit dem Zweck, den der Lüfter hat. Sagt uns, wo er sich befindet und dass die Elektronik ihn überwacht. Das sind im Grunde drei Aussagen in einer: Merkmal, Funktion und dessen Zweck in einem Satz. Es ist zu viel, um es eindeutig zu verstehen und zu übersetzen.

Um ein nach dem anderen zu beschreiben, gibt es mehrere Möglichkeiten. Der Redakteur könnte mit dem Aufbau beginnen, dann die Funktion beschreiben und zuletzt den Zweck. Der überarbeitete Text sähe dann so aus:

• „An der Frontplatte des Gerätes befindet sich ein Lüfter, der von der Elektronik überwacht wird. Wenn ein Fehler auftritt, begrenzt der Lüfter die Temperatur und die O2-Konzentration im Elektronikteil der Pneumatik.“

Der Autor könnte den Text noch weiter unterteilen. Wie einfach es sein soll, hängt davon ab, was man von der Zielgruppe erwarten kann.

Abkürzungen im Ausgangstext – was ist erlaubt?

Viele Abkürzungen in Betriebsanleitungen, Handbüchern und technischen Texten sind gängig (z.B., bspw., u.a.), manche jedoch nicht eindeutig genug und andere wiederum unnötig oder Zeugnis eines schlechten Schreibstils. Im letzten Fall sind sie demaskierend für die Qualifikationen des Autors und schlecht für die Übersetzung selbst.

Das heißt nicht, dass alle Abkürzungen etwas Schlechtes sind. Kein Autor würde auf die Idee kommen, WLAN oder USB auszuschreiben. Und kein Mensch, der eine Anleitung in der Ausgangssprache mit diesen Abkürzungen liest, wird sie nicht verstehen. Wir müssen also unterscheiden:

• Eingeführte und allgemeinsprachliche Abkürzungen sind in Ordnung. • Eingeführte technische sowie branchenübliche Abkürzungen sind okay. • Selbsterfundene, firmeninterne Abkürzungen gehören zum Firmenjargon. Sie gilt es zu vermeiden.

Problematische Abkürzungen für die Übersetzung

Beispiele für besonders sinnfreie Abkürzungen sind bzw. (beziehungsweise) oder evtl. (eventuell). Sie sprechen für Ungenauigkeiten und Mehrdeutigkeiten im Text und bringen im Zweifelsfall Missverständnisse mit sich. Dabei sind sie nicht nur ein Indiz für einen schlechten Schreibstil, sondern zeugen auch von der möglichen Fachfremde des Autors. Auf diese Abkürzungen wird beim übersetzungsgerechten Schreiben gänzlich verzichtet – auch wenn diese eher weniger problematisch für den Übersetzer sind.

Abkürzungen sind überwiegend dann zeitaufwendend und nervenzehrend für den Übersetzer, wenn er diese nicht versteht und nachfragen muss. Andersherum sind sie problematisch, wenn der Übersetzer glaubt zu wissen was gemeint ist, obwohl er damit falsch liegt. Das Resultat ist ein Übersetzungsfehler.

Abkürzungen für technische Begriffe sind üblich und durchaus sinnvoll. Zum Beispiel wird ein „Druckbegrenzungsventil“ mit „DBV“ abgekürzt. Das ist vor allem für Techniker hilfreich, die hiermit auf einen Blick erfassen, um was es sich handelt. Für alle anderen dagegen ist es schwierig – allen voran für den Übersetzer. Der weiß nicht zwingend, was eine Abkürzung wie DBV bedeutet. Das herauszufinden, ist mit einem Mehraufwand verbunden. Das übersetzungsgerechte Schreiben des Autors verhindert sowas.

Abkürzungen überprüfen, festhalten und damit Übersetzungsfehler vermeiden

Wenn bei Abkürzungen die folgenden drei Möglichkeiten genutzt werden, halten Sie generell die Qualität Ihrer technischen Ausgangstexte hoch und tragen aktiv zur Vermeidung von Übersetzungsfehlern bei: 1. Verwendung der Abkürzungen reduzieren. 2. Festlegung auf einmalige Abkürzungen und Überprüfung deren Gebräuchlichkeit. 3. Abkürzungen definieren und in Listen führen. 4. Die einfachste Lösung ist der Verwendung der Abkürzungen zu reduzieren. Dafür muss der Redakteur wiedermal gegen seine Schreibfaulheit kämpfen und siegen. Nutzt der Autor Abkürzungen, muss er auf jeden Fall überprüfen, ob diese gebräuchlich sind. Dafür reicht meist schon eine kurze Google-Suche. In letzter Konsequenz ist wichtig, Erklärungen für Abkürzungen und vollständige Listen hierzu im Dokument oder Handbuch festzuhalten. Wie geschaffen dafür ist die Terminologie-Datenbank. Nicht nur wird dem Übersetzer damit die Arbeit erleichtert und Zeit gespart. Mit solchen Abkürzungslisten kann auch überprüft werden, ob dieselbe Abkürzung für verschiedene Gegenstände steht. Inwiefern der Übersetzer diese Abkürzungen in die Zielsprache übertragen kann, ist dann tatsächlich seine Aufgabe das herauszufinden.

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